Pressemitteilung „Grundschulverband fordert: Mehr Investitionen in Grundschule“

Pressemitteilung des Grundschulverbands e.V.

Grundschulverband fordert: Mehr Investitionen in Grundschule!

Grundschulverband mahnt überfällige Investitionen in Grundschule wiederholt an: Bildung darf nicht als Sparmaßnahme missbraucht werden!

Die besorgniserregenden Leistungsabfälle der aktuellen PISA-Ergebnisse bestätigen den Abwärtstrend über zwei Jahrzehnte hinweg. Sie spiegeln, wie sehr sich fehlende Investitionen in das staatliche Bildungssystem auf Lern- und Leistungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen auswirken.

In zahlreichen Veröffentlichungen hat der Grundschulverband auf die jahrelange Unterfinanzierung der Grundschulen hingewiesen – die Versäumnisse der Politik schlagen nun bitter zu Buche.  Kinder sind keine Zielgruppe von Parteien, die Lobby für Kinder der Grundschulen ist gering, obwohl Bildungsgrundlagen genau hier gelegt werden. Mit Blick auf die Ergebnisse bedarf es einer Umsteuerung. Angesichts des weiterhin zu erwartenden Fachkräftemangels ist deshalb zu fragen, wie Bedürfnisse von Kindergarten- und Grundschulkindern mehr Gewicht in aktuellen fachlichen und politischen Debatten erhalten können. Aus Sicht des Grundschulverbands muss der Blick auf die bislang schlechtesten Ergebnisse der PISA-Studie vor allem dazu beitragen, die Verantwortung der Politik für die personelle und sächliche Ausstattung von Grundschulen im Vergleich zu den darauf aufbauenden weiterführenden Schulen zu prüfen und endlich die strukturelle Benachteiligung der Grundschulen aufzulösen!

PISA 2022 bestätigt erneut Kardinalproblem des deutschen Bildungssystems

Auch PISA 2022 bestätigt das Kardinalproblem des deutschen Schulsystems – die starke Kopplung zwischen sozialer Herkunft und Bildung. Die frühe Trennung der Kinder und ihre Aufteilung in verschiedene Bildungsgänge – in der Regel nach der vierten bzw. sechsten Jahrgangsstufe – zementiert immer wieder die soziale Ungleichheit. Die starke Konzentration sozialer und personeller Probleme in bestimmten Schulen bereits im Grundschulalter manifestiert die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom sozial-ökonomischen Status. Durch eine Weiterentwicklung des Schulsystems weg von Selektion hin zu Inklusion sieht der Grundschulverband dringenden Handlungsbedarf und wird hierbei durch die Ergebnisse des Staatenberichts zur UN-Behindertenkonvention gestützt.

Besonders betroffen vom gravierenden Fachkräftemangel sind Kinder im Vor- und Grundschulalter.  Die Lösung der massiven Probleme durch politisch Verantwortliche erfordert ein Gesamtkonzept der personellen sowie qualitativen Absicherung der Arbeit in Kitas und Grundschulen für die nächsten Jahre. Dazu ist es unabdingbar, den Kontext von gutem Unterricht und qualitativ gestalteten ganztägigen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungssettings für alle Kinder zu sehen.

Gewährleistung einer gezielten Förderung über alle Bildungsetappen hinweg

Politik muss ihrer Rechtsverpflichtung nachkommen und Rechte von Kindern mehr als bisher in den Mittelpunkt stellen. Es braucht eine gezielte institutionenübergreifende Förderung, die in der Frühen Bildung ansetzt und die Lernenden über alle Bildungsetappen hinweg systematisch begleitet. Dabei stellen multiprofessionelle Teams einen wichtigen Gelingensfaktor dar. Es ist sicher zu stellen, dass jede Schule die notwendigen Mittel erhält, um hochwertige Bildung zu gewährleisten. Dies umfasst nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern auch qualifizierte Lehrkräfte und weiteres pädagogisches Personal, kindergerechte Architektur sowie zeitgemäße Lehr- und Lernmaterialien.

Dringlichkeit der Förderung für sozial benachteiligte Kinder

PISA 2022 zeigt erneut, dass große Defizite in Bezug auf die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland bestehen und Bildungschancen der Kinder leichtfertig von der Politik aufs Spiel gesetzt werden. Der Grundschulverband forderte bereits die Dringlichkeit einer gezielten Förderung für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Das geplante Startchancen-Programm, mit dem der Bund 4.000 Schulen unterstützen will, ist nur ein kleiner Meilenstein zur notwendigen bildungspolitischen Trendwende, der verstetigt werden muss. Die rechtlichen Voraussetzungen auf der Basis der erforderlichen Bund-Länder-Vereinbarung für den Programmstart im Schuljahr 2024/25 sind schnellstmöglich zu schaffen. Insgesamt muss Schulqualität genauer daraufhin untersucht werden, wie gut die Schule alle Kinder – unabhängig von deren sozialer Lage oder Wohnort – fördert, wie bedarfsgerecht Ressourcen und Personal verteilt werden und wie gut Lern- und Arbeitsbedingungen für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und pädagogisches Personal ausgestaltet sind.

Hochwertige allseitige Bildung für alle Kinder von Anfang an

Das Kinderrecht auf allseitige schulische Bildung gerät weiterhin aus dem Blick, wenn schlussfolgernde Maßnahmen aus den PISA-Ergebnissen die Fokussierung auf Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik in den Ländern in den Mittelpunkt stellen und damit die Lernleistung von Kindern auf diese beiden Bereiche einengt. Der Grundschulverband fordert die Umsetzung der Kinderrechte im Bereich einer allseitigen Bildung durch ausreichend qualifizierte Lehrkräfte. Dem Trend, der in einigen Bundesländern zu beobachten ist, dem Lehrkräftemangel durch Absenkung der Qualifikation bzw. Lehrkräftebildung zu begegnen, ist entschieden entgegenzutreten. Ein „Wettbewerb nach unten“ missachtet den Bildungsanspruch aller Kinder und gefährdet dadurch die Zukunft unserer demokratischen Gesellschaft insgesamt. Unterschiede in Lehrkräfteausbildung und Ausstattung von Grundschulen in den Bundesländern entscheiden gegenwärtig darüber, wie viel Chancenstärkung Kinder erwarten können – je nachdem, in welchem Bundesland sie geboren werden und in welche Schule sie gehen können. Bildung darf zukünftig nicht mehr nur Ländersache bleiben!

Forderungen des Grundschulverbands

Der Verband fordert konkret:

  • Alle Kinder müssen von Beginn an eine faire Chance für einen erfolgreichen Bildungsweg erhalten. Durch Sicherstellung von Investitionen in Kitas und Schulen sind diese mit notwendigen personellen und materiellen Ressourcen für eine qualitätsvolle frühkindliche Bildung und Grundschulbildung auszustatten.
  • Schulen müssen messbar besser in Bezug auf Ausstattung und Personal für inklusiven Unterricht ausgestattet werden. Ganztag, gemeinsames und jahrgangsübergreifendes Lernen, mit Blick auf Förderung der Bildungschancen aller Kinder, stellen keine Sparvariante dar!
  • Auf der Basis des Startchancen-Programms ist eine bedarfsorientierte Ressourcenzuwendung vorzunehmen, mit dem Ziel, die Ausstattung von Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien und mit Zuwanderungshintergrund rasch und nachhaltig zu verbessern.
  • Kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zur Behebung des Lehrkräftemangels mit Gewährleistung einer hohen Ausbildungsqualität sowie einer deutlichen Anhebung der Aufwendungen für die Ausstattung der Grundschulen sind unerlässlich. Dabei muss die Orientierung am Durchschnitt vergleichbarer westlicher Industrienationen Maßstab sein.

Pressemitteilung „Grundschulverband fordert: Kein Stopp der Digitalen Grundbildung!“

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