Empfehlungen zu VerA 2016
Kolleginnen und Kollegen: Geht pädagogisch souverän mit VerA 2016 um! In den dritten Klassen stehen auch dieses Jahr wieder die bundesweiten Vergleichsarbeiten in Deutsch und Mathematik an. Der Grundschulverband erinnert deshalb an die Hinweise zum Umgang mit VerA, die seine Delegiertenversammlung im November 2015 beschlossen hat.
Die Kultusministerkonferenz und das Institut für Qualitätsentwicklung (IQB, Berlin) beanspruchen für die Tests eine förderdiagnostische Funktion und Impulse für die Unterrichts- und Schulentwicklung. Nimmt man diesen Anspruch ernst, muss man den Einsatz der Aufgaben so variieren, dass sie den besonderen Anforderungen der jeweiligen Lerngruppe gerecht werden. Die Delegiertenversammlung hat deshalb alle Kolleg/inn/en aufgefordert, die Tests so vorzubereiten, durchzuführen und auszuwerten, dass die Kinder ihrer Klasse keine Überforderung oder Entmutigung erfahren, sondern realistische Kompetenzerfahrungen machen können. Konkret ist es zum Beispiel sinnvoll?
– bei einem Lesetext am Tag vorher Begriffe zu klären, von denen man annimmt, dass sie einzelnen Kindern Schwierigkeiten bereiten, damit diese nicht aufgrund fehlender Erfahrung an einem Text scheitern;
– für Mathematikaufgaben, deren fachlicher Inhalt nach dem bisherigen Unterricht für die Kinder der Klasse noch nicht lösbar erscheinen, die Reihenfolge der Bearbeitung freizugeben und unbekannte Aufgabenformate vorweg zu erläutern;
– zumindest leistungsschwachen Kindern sollte mehr Zeit gegeben werden; man kann sie z. B. die Aufgaben, die sie nach Ablauf der vorgesehenen Dauer bearbeitet haben, markieren lassen und ihnen die Möglichkeit bieten, anschließend daran weiterzuarbeiten, so dass sichtbar wird, welche Anforderungen sie inhaltlich bewältigen können – unabhängig von einem Zeitdruck;
– bei (wesentlicher) Teilrichtigkeit oder bei (aus Kindersicht) plausibler Alternativlösung die Aufgabe als korrekt gelöst zu bewerten – zumindest für die direkte Rückmeldung;
– im Kollegium nicht bloße Punktwerte zu vergleichen, sondern gemeinsam über die Qualität der Aufgaben, ihre Passung auf den Unterricht und verschiedene Gründe für unerwartete Ergebnisse einzelner Kinder(gruppen) nachzudenken;
– für die weitere Arbeit Aufgaben gemeinsam in einer Weise zu überarbeiten, dass sie auch diagnostisch und für die Förderung genutzt werden können; so könnte eine längere Geschichte in drei Teilen präsentiert werden, um den verschiedenen Leistungsniveaus gerecht zu werden:
– Teil 1 wird vorgelesen, dann lesen und beantworten die Kinder selbst die (einfachen) Fragen („Wie heißt der Igel?“)
– Teil 2 (kurzes Textstück mit Fragen mittlerer Schwierigkeit) lesen und beantworten die Kinder selbst.
– Nach Fertigstellung im eigenen Tempo können sie das umfangreichere dritte Stück (mit schwierigeren Fragen, auch zum ganzen Text) bearbeiten.
Vor allem aber ist wichtig, mit den Kindern in Gespräche über ihre individuellen Lösungsversuche zu kommen. Sie zeigen oft einen sinnvollen Umgang mit Verständnisbarrieren in den Tests, auch da, wo die Antwort des Kindes im Sinne der standardisierten Auswertung als „falsch“ zu bewerten ist. Um dieses Problem offen zu diskutieren, bitten wir Sie, uns bedenkenswerte Antworten/ Erläuterungen von Kindern zu schicken, die wir dann gerne kommentiert veröffentlichen.
Einige Beispiele, die die Fragwürdigkeit einer standardisierten Auswertung veranschaulichen, haben wir bereits in „Grundschule aktuell“ Nr. 89 (2005) S. 11 ff.; Nr. 99 (2007), 5 ff.; Nr. 103 (2008); S. 4 ff.; Nr. 111 (2010), S. 25f. veröffentlicht.