Grundschulen vor neuem Schüleransturm
Der demografische Abwärtstrend ist zu Ende In verschiedenen Medien war in diesem Frühjahr zu lesen, dass die Zahl der Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen auch im letzten Schuljahr wieder leicht zurückgegangen ist – zum fünfzehnten Mal nacheinander. Eine scheinbar beruhigende Nachricht für die Länderfinanzminister,
auch wenn sich noch nicht sagen lässt, wieweit die Kinder aus Flüchtlingsfamilien dabei schon berücksichtigt sind.
Ein aktueller Kennwert verweist auf eine wohl kaum erwartete Trendwende, deren Auswirkungen den Schulen noch zu schaffen machen werden: In den letzten vier Jahren hat die Zahl der Geburten bundesweit um fast 75.000 zugenommen – das waren 2015 gut 10% mehr als 2011. Wie der Bildungsökonom Professor Klemm anhand der aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes (2015) errechnet hat, haben etwa die Stadtstaaten in den nächsten Jahren bei den Erstklässlern mit Zuwächsen von 15% bis 20% zu rechnen. Aber auch in einigen Flächenstaaten wie Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen zeichnet sich ein deutlicher Mehrbedarf an Räumen und Personal ab.
Diese Entwicklung belastet die Grundschulen zusätzlich, obwohl sie nach einer im Juli 2016 vorgelegten Analyse des Grundschulverbands von Professor Klaus Klemm schon jetzt unzureichend ausgestattet sind. Die Untersuchung legt offen, dass im Vergleich mit der Sekundarstufe I und II, im Vergleich zwischen den Bundesländern und im OECD-Vergleich die Grundschulen in Deutschland schlecht abschneiden.
Zurzeit können die Zuwächse der Erstklässler durch die geburtenstärkeren Jahrgänge teilweise noch kompensiert werden, weil in den aufrückenden dritten Klassen weniger Kinder sind als in den abgehenden vierten Klassen. Aber schon 2020 werden in sieben Bundesländern mehr Räume und Lehrkräfte benötigt und 2021 muss sogar in elf der sechzehn Länder Platz für mehr Grundschülerinnen und Grundschüler geschaffen werden.